Die Aussage des Tübinger Baubürgermeisters bei einer öffentlichen Veranstaltung unserer Fraktion zu sozialem Bauen, dass bei neuen Baugebieten eine Planung mit einer Bevölkerung von weniger als 300 Personen pro Hektar Flächenverbrauch gut möglich sei, veranlasste uns zu einer Anfrage an die Stadtverwaltung zur gegenwärtigen Landauer Situation.
Die Anfang April 2017 mit den Stimmen von CDU, SPD und FWG beschlossenen Rahmendaten des Stadtvorstandes sahen für die neuen Baugebiete im Außenbereich nur 38 bis 60 Personen pro Hektar vor.
Die uns zur Verfügung gestellten Zahlen der Stadtverwaltung ergeben, dass in den städtischen Gebieten der Innen- und Südstadt Werte von 77 bis 84 Personen pro Hektar erreicht werden – und das trotz der Altbaubebauung und zum Teil weitläufiger Hinterhöfe und Gärten. Selbst Dorfkerne wie Arzheim und Nußdorf weisen trotz Leerstände und zahlreichen Remanenzadressen mit 42 bzw. 46 Personen pro Hektar eine deutlich höhere Einwohner-Hektar-Relation aus, als in den Neubaugebieten geplant.
Weiter wird darauf verwiesen, die Einwohner-Hektar-Relation sei “nur bedingt geeignet”, während eine WohneinheitenHektar-Relation aussagekräftiger sei. Man muss zugeben, dass die Einwohner-Hektar-Relation nicht der perfekte Maßstab sein kann, jedoch drängen sich auch bei Wohneinheiten als zentraler Kennziffer sofort Fragen auf: Wie groß ist die Wohnung? Wie viele Zimmer hat sie? Denn eine 120 Quadratmeter Loft-Wohnung mit zwei Zimmern wird kaum von einer vierköpfigen Familie genutzt werden können. Fakt ist, nach Zahlen der Stadtverwaltung Landau vom Oktober 2016, die dem Wohnungsmarktbeobachtungs-Monitoring entnommen werden können, verfügt Landau über 23.553 Wohnungen bei 1000 Einwohner je Wohnung. Das ergibt eine Wohnungs-Einwohner-Relation von 1,886792, gerundet also 1,89. Großzügig von 2,0 wie in der Beantwortung unserer Anfrage auszugehen oder von 3,0, wie nun in Bezug auf Queichheim geäußert wurde, ist unsachlich. Ebenso wie die Verkehrs- und Grünflächen von der Betrachtung der Einwohner-Hektar-Relation auszuschließen. Gerade für Straßen muss viel Fläche versiegelt werden.
Dennoch hat unsere Kritik am unnötigen Flächenverbrauch in Landau bereits erste Auswirkungen. Lukas Hartmann, Fraktionsvorsitzender: “Hirsch und Ingenthron haben mal eben bei XXL die Zahl der Wohneinheiten im ersten Abschnitt südlich der Wollmesheimer Höhe von 400 auf 500 erhöht, wie man an der Karte zum Nachtragshaushalt sehen kann. Das bedeutet bei gleichem Flächenverbrauch zusätzlicher Wohnraum für gut 190 Menschen. Wenn aber von einem Moment auf den anderen schon 100 zusätzliche Wohneinheiten geplant werden – ohne die konkreten Schritte der Quartiersentwicklung konsequent durchzuziehen, wie es in Tübingen und andernorts getan wird – dann kann man bei deren Berücksichtigung auch 600 bis 800 Wohneinheiten realisieren – was 90 bis 120 Einwohner pro Hektar wären. Also knapp ein Drittel der Planungen Tübingens.”
Quartiersentwicklung würde in diesem Fall bedeuten: ein verdichteter Kern mit einem gewissen Anteil an Gewerbe und sozialer Infrastruktur vor allem im Erdgeschoss, eine Kindertagesstätte im Zentrum mit entsprechendem Park- und Platzcharakter, die Verlagerung der Autoparkplätze unter die Erde und in die Innenhöfe, während man die Garten- und Aufenthaltsbereiche zu verkehrsberuhigten Straßen hin ausrichten würde und Baugruppen und eine Quote für den geförderten Mietwohnungsbau von Anfang an mitdenkt. Das belebt das Viertel und das Miteinander, lässt auch eine
verdichtete Bebauung ganz anders wirken und bietet auf einem Bruchteil der für Landau XXL angedachten Fläche Wohnraum für über 1000 Menschen.
Lukas Hartmann: “Das ungeschickte Umsteuern des Stadtvorstandes bei den Planungen zu XXL oder wie in Queichheim ist das Reagieren auf eigene Fehler – in einer Hast, die weitere Fehler produziert. Es ist nicht sozial, einigen Wenigen 500 Quadratmeter für ein Einfamilienhaus mit Garten zuzugestehen, während andere noch nicht einmal eine bezahlbare Mietwohnung finden. Es ist nicht verantwortungsbewusst, dutzende Hektar für immer zu versiegeln, wenn man städtebaulich sinnvoll nur einige wenige bräuchte. Und es ist nicht richtig, wenn ein Stadtvorstand seine Ideen durchpeitscht, ohne sich die Zeit zu nehmen, den Betroffenen zumindest ausführlich vor Ort Rede und Antwort zu stehen. Bevor mit dem im Nachtragshaushalt eingestellten Gelderns Flächen in Landau Südwest angekauft werden, sollte zumindest klar sein, welche Bebauung in welche Dichte geplant ist. Nach Tübingen zu fahren und sich über eine verantwortliche Quartiersplanung zu informieren ist richtig. Bevor man weitere Beschlüsse zu Baugebieten fast oder vorschlägt, sollte man mit den neuen Erkenntnissen erst einmal innehalten und neu prüfen, welche und wie viele Flächen wir wirklich brauchen.“
Lukas Hartmann Fraktionsvorsitzender
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