Die Königstraße als Symbol

Blogbeitrag unseres Beigeordneten

Seit dem 6. November 2019 darf ich Verkehrsdezernent der Stadt Landau sein. Keine Aufgabe hat mich bisher so begeistert, keine hat mir so viel bedeutet. Heute haben wir mit der Königstraße eine Einbahnstraße am Rande der Fußgängerzone für den gegenläufigen Radverkehr geöffnet. Warum mich das freut und es gleichzeitig solche Auseinandersetzungen darüber gibt, beschäftigt mich.

Die Hässliche

Als ich vor kurzem mit einem frisch zugezogenen Paar über die Öffnung der Königstraße sprach, und eine Person sich freute, fragte die andere nach, welche nochmal das genau sei. Die erste stellte klar: „die Hässliche“. Damit war alles klar.Die Königstraße am Anfang des Jahres 2020 war in einem traurigen Zustand. Sie lädt nicht zum Verweilen ein, es gibt keine Barrierefreiheit, die Bürgersteige sind schmal, der komplette Straßenraum steht voll mit Autos, es gibt zu viel motorisierten Verkehr dort, keinen einzigen Baum im Boden und obwohl sie im fast einstimmig beschlossenen Mobilitätskonzept als Vorrangroute für den Radverkehr ausgezeichnet ist, war sie eine Einbahnstraße. Sie war eine Straße alten Typs: den Autos gehörte nicht nur die Fahrbahn, sondern auch zwei Parkstreifen.

Der Übergang

Im Rahmen der Neuen Innenstadtmobilität haben wir nun die Gegenläufigkeit für den Radverkehr ermöglicht und damit eine durchgängige Verbindung vom Norden bis in den Süden der Stadt geöffnet. Wir installierten Bänke als Sitzgelegenheiten, werden einen Altstadt-Shuttle alle 20 Minuten diese Einkaufsstraße und alle wichtigen Parkplätze anfahren lassen. Deshalb bekommt die Königstraße in ihrer Mitte auch eine zusätzliche Haltestelle. Knapp 50 Parkplätze haben wir Richtung Alter Messplatz, Weißquartierplatz und Am Großmarkt verlagert, zusätzliche Ladezonen und Behindertenparkplätze geschaffen. Der Großteil der neuen Wanderbaumallee steht dort nun. Und wir haben in einem ersten Schritt an sechs Punkten Fahrradbügel installiert, unter anderem am Rewe, damit nicht immer die Gehwege zugestellt werden. Seit heute ist sie offen. Und es ist nur der Anfang der Landauer Verkehrswende, die den öffentlichen Raum fairer verteilen wird.

Die Wanderbaumallee steht zum Großteil nun in der Königstraße.

Bruch mit einer politischen Traditionslinie

Natürlich ist das eine tiefgreifende Veränderung, die manche Menschen ängstigt, andere abstößt, wiederum anderen unverständlich ist. Meine Großeltern sind vielleicht noch nicht mit der Selbstverständlichkeit von Autos als primäres Verkehrsmittel aufgewachsen, aber sie waren es in ihrem gesamten Erwachsenenleben. Bei meinen Eltern sowieso. Und nun kommen wir und sehen angesichts von Klimaschutz, Verkehrstoten und überlasteten Straßennetzen die Vorteile von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr.

Natürlich geschehen solche Veränderungen nicht über Nacht. Und natürlich leben wir in einer ländlichen Region, in der viele Menschen gerade außerhalb der Kernstadt eines Mittelzentrums noch Jahre auf ein eigenes Auto angewiesen sein werden. Natürlich bedenken wir das mit – und natürlich halten wir das möglich.

Mobilitätskonzept 2019

Aber in einer Stadt, in der schon jetzt über 60 Prozent der Wege im Umweltverbund und nicht mehr mit dem Auto zurückgelegt werden, kann nicht der Großteil der öffentlichen Infrastruktur für Autofahrbahnen und Autostellplätze zur Verfügung gestellt werden. Schon gar nicht am Rande der Fußgängerzone. Wir brechen also mit einer politischen Traditionslinie. Wir tun das aus guten Gründen. Und unsere Maßnahmen beruhen nicht auf Einzelmaßnahmen, sondern einem Mobilitätskonzept, das kurz vor Ende der Legislaturperiode mit den Stimmen von CDU, SPD, GRÜNEN, FWG und FDP beschlossen wurde.

Auf der Vorrangnetzkarte Radverkehr aus dem 2019er Mobilitätskonzept erkennt man die Königstraße als Mittelstück der einzigen durchgängigen Nord-Süd-Achse der Kernstadt auf Seite 101.

In diesem Konzept sind Vorrangrouten für unterschiedliche Verkehrsarten definiert. Diese Vorrangrouten sollen für ihre Verkehrsart optimiert werden. Deshalb bauen wir gerade für hunderttausende Euro die Ampelschaltungen um – damit die grünen Wellen wieder funktionieren und der motorisierte Verkehr besser läuft.

Das wiederum ist nur eines von vielen Beispielen aus einem abgewogenen Gesamtkonzept. Das Problem ist nur: Es verbessert zwar etwas, indem ein Fehler behoben wird, aber es verändert nichts. Dort, wo wir etwas verändern, stärken wir Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV. Und genau dort stellen wir alte Vorrechte in Frage.

Was noch folgt…

…sind im Rahmen der Neuen Innenstadtmobilität die Sperrungen in Waffen- und Reiterstraße, die Neuregelung der Fußgängerzone, der Altstadtshuttle und die Martin-Luther-Straße. Darauf folgen dann mit dem Klimaschutz durch Radverkehr Förderprogramm großangelegte Maßnahmen in der übrigen Kernstadt und mit dem Landau Takt 2022 eine Generalüberholung des Busverkehrs. Und mit Beschluss des Klimaanpassungskonzeptes geht für mich einher, dass wir den Fußverkehr insbesondere älterer Menschen unterstützen müssen. Und mit jedem Schritt, den wir zu einer besseren Infrastruktur für Radfahrende gehen, gibt es einen Grund weniger auch nur ein Auge zuzudrücken bei Regelverstößen von Radfahrerinnen und Radfahrern. Aber dazu äußere ich mich Mal in einem anderen Beitrag.

Ohne diese beiden Herren, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den Bauhof hätten wir das nicht hinbekommen. Herr Bernhard leitet die Abteilung Mobilität, Herr Doll ist Abteilungsleiter im Ordnungsamt für Straßenverkehr.

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