Mit dem Fahrrad durch den Alltag. Geht das? Ein Erlebnisbericht

von Felix Gerig zum Weltfahrradtag

Ohne Auto zu leben ist für viele Pendlerinnen und Pendler zugegeben schwierig. Vielfach fehlt es an passenden Alternativen im öffentlichen Nahverkehr und die Anreize sind beim Dienstwagenprivileg manchmal gering. Dennoch möchten wir mit dem folgenden Bericht Mut machen, bestehende „Selbstverständlichkeiten“ in Frage zu stellen oder den bereits eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Inzwischen gibt es eine Vielfalt an Fahrrädern auf dem Markt, die es selbst Familien ermöglichen, den Alltag mit dem Fahrrad zu bestreiten. Felix Gerig berichtet über seine Erfahrungen damit, zeigt Nutzungsmöglichkeiten auf und nimmt manch einem Gegenargument den Wind aus den Segeln.

1. Argument: „Ich brauche ein Auto um zur Arbeit zu fahren“

Die meisten Arbeitnehmer*innen arbeiten weniger als 15 km von ihrem Wohnort entfernt. Mit einem 45er-Pedelec benötigt man selbst für bergige Strecken weniger als 30 Minuten. Das schöne dabei ist, dass man dank der Motorunterstützung kaum ins Schwitzen gerät. Auch im Winter ist das mit Regenkleidung ein riesen Vorteil. Zudem ein schönes Ritual, um nach der Arbeit abschalten zu können.

2. Argument: „Ich brauche mein Auto für den Einkauf“

Lastenräder sind in aller Munde. Mit einem solchen hat man die Möglichkeit einen Großeinkauf mit dem Fahrrad zu erledigen und auch die Kinder mitzunehmen. Keine Parkplatzsuche und Halten direkt vor dem Eingang der Geschäfte. Zwei Wasserkästen haben dabei super Platz und der Stress im Stadtverkehr ist passé.

3. Argument: „Ich brauche mein Auto wegen der Kinder“

Die Erfahrung zeigt: Kinder lieben das Fahrradfahren. Und im Lastenrad haben sie zugleich die Möglichkeit direkt mit mir zu Sprechen. Das schafft Gelegenheiten zum Erzählen und Singen.

4. Argument: „Ich brauche mein Auto, um in Urlaub zu fahren“

Selbst mit zwei Kindern ist es mittlerweile gut möglich mit dem (E-)Fahrrad und wahlweise in Kombination mit der Bahn in Urlaub zu fahren. Dabei kann man Anhänger, Kindersitz und Lastenrad kombinieren. Ob am Bodensee oder am Meer, es geht keine Zeit für die Fahrt verloren. Der Weg ist auch gleichzeitig das Ziel. Fahrräder lassen sich mitnehmen und bei Bedarf kann der Gepäckservice der Bahn genutzt werden.

5. Argument: „Ich brauch mein Auto, um in den Baumarkt zu fahren”

Lastenräder haben eine Traglast von bis zu 200 kg. Ob Schränke oder Waschmaschinen, selbst einige Lieferbetriebe haben das Potential erkannt und setzen auf das Lastenfahrrad. Modelle mit zwei, drei oder vier Rädern sind mittlerweile ausgereift.

6. Argument: „Ich bin einfach technikbegeistert“

Wer braucht einen Porsche? Wer einen Lamborghini? Niemand! Selbiges gilt für das Velomobil. Es ist womöglich die gleiche Begeisterung für Technik die dabei eine Rolle spielt. Das Velomobil ist eine tolle Alternative für alle Rennsportbegeisterten und die Kinderaugen leuchten mindestens ebenso hell, wie bei einem Mercedes AMG GT.

7. Argument: „Beim Radfahren tut mir der Hintern weh“

Liegeräder sind wie Sessel, die durch die Landschaft fahren. Selbst nach Touren von bis zu 100 km tun einem weder die Handgelenke noch der Hintern weh. Gleichzeitig liegt man in der Sonne und hat den Liegestuhl für den Strand auch mit dabei.

8. Argument: „Schön und gut… aber ich kann mir das einfach nicht leisten“

Ohne Geld nix los! Dieser Satz ist natürlich nicht ganz falsch. Doch selbst nach Zahlen des autofreundlichen ADAC muss man in Deutschland mit gut 40 Cent pro Autokilometer rechnen. Sogar bei der Kombination aller oben genannten Fahrräder, kommt man unter realen Bedingungen auf Kosten von höchstens 30 Cent pro Fahrradkilometer. Steuer, Versicherung und Reparaturen werden beim Auto gerne vergessen. Studien zeigen, dass Autofahrende die monatlichen Gesamtkosten für ihr Auto im Schnitt um 200 Euro unterschätzen.

Fazit

Es ist richtig, dass es viele weitere Härten und Hürden gibt. So ist es selbstverständlich schwierig, sich im Schichtdienst, mitten in der Nacht, auf den Sattel zu schwingen. Auch kann es manchmal anstrengend sein so manchen Winter zu überstehen. So lange jedoch die mittlere Wegstrecke im Binnenverkehr unter 3 Kilometern liegt und diese noch zu gut 40 Prozent mit dem Auto zurückgelegt wird, gibt es noch viel Potential. Nicht nur beim kommenden STADTRADELN haben viele die Möglichkeit, ein Leben mit dem Auto in Frage zu stellen und neue Wege zu  versuchen.

Gemeinsam mit den Landauer GRÜNEN fordere ich die Förderung von Lasten- und Diensträdern, die flächendeckende Mitnahmemöglichkeit von Rädern im Nahverkehr und den Ausbau der Radinfrastruktur. 

Felix Gerig, Mitglied im Mobilitätsausschuss

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